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Zum Ende der Seite springen Requiem for a Dream
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LX LX ist männlich
El Comandante en Jefe


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Dabei seit: 25.11.2001
Beiträge: 5.372
Herkunft: Berliner Bronx

Achtung Requiem for a Dream       Zum Anfang der Seite springen

Es ist eine Weile her, dass ich Requiem for a Dream gesehen habe, und um es vorwegzunehmen, ich werde ihn mir vermutlich nicht noch einmal ansehen. Das hat nichts damit zu tun, dass ich den Film schlecht fand, im Gegenteil. Der Film ist nur derart intensiv in seiner Wirkung, dass es an Masochismus grenzt, ihn mehrfach freiwillig anzuschauen.

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Es handelt sich um einen Film über Süchte und die daraus resultierenden sozialen und gesundheitlichen Folgen. Dies ist aber nicht Trainspotting, in dem die Darsteller zwar auch ihre Probleme mit Drogen haben, allerdings noch recht locker damit umgehen, und dies ist auch keiner der anderen zahlreichen Filme, in denen der Drogenkonsum verharmlost oder gar lächerlich gemacht wird. Darren Aronofsky zeigt uns hier einen Film, der dem Zuschauer knallhart und verstörend unter die Nase reibt, dass Drogen kein Ausweg sind, dabei aber nicht mit belehrendem erhobenen Zeigefinger daherkommt, sondern die Bilder für sich sprechen lässt.

Erzählt wird die Geschichte von Harry Goldfarb (Jared Leto), seiner Freundin Marion (Jennifer Connelly), ihrem gemeinsamen Bekannten Tyrone (Marlon Wayans) und Harrys Mutter Sara (Ellen Burstyn). Allen ist eines gemein, sie haben eine Sucht. Sara, alleinstehende Witwe, verbringt ihren Tag vor dem Fernseher und träumt davon, einmal in ihrer Lieblings-Show als Kandidatin aufzutreten. Als sie einen obskuren Anruf erhält, in dem ihr mitgeteilt wird, dass sie als eine der Auserwählten die Chance bekommt, dass ihr Traum Wirklichkeit wird, gerät sie unter den Einfluss von appetitzügelnden Tabletten, da sie für den großen Auftritt in ihr altes rotes Kleid passen möchte.

Ihr Sohn und dessen Freunde sind hingegen abhängig von Heroin, was zwar gesellschaftlich weit weniger akzeptiert ist, in diesem Film aber der Tablettensucht nahezu gleichgestellt wird. Lediglich die Beschaffung ist schwieriger, wodurch sie auch vor Ladendiebstahl oder Prostitution nicht zurückschrecken, um ihre Sucht zu befriedigen.

Weitere Details seien an dieser Stelle nicht verraten, denn dies bildet nur den Spannungsbogen für die bedrückende Handlung. Die Umsetzung des Plots erfolgt in sehr eindringlichen Bildern. Die stilistischen schnellen Schnitte des Drogenkonsums wirken in keiner Weise verherrlichend und die Halluzinationen, die einige der Protagonisten auf ihrem Trip haben, sind trotz ihres makabren Inhalts keinesfalls lächerlich, sondern sehr beklemmend. Der Verfall der dargestellten Personen wird authentisch inszeniert. Ich persönlich konnte allerdings eher eine Beziehung zu Sara herstellen, deren Sucht nur bedingt durch sie selbst verursacht wurde, die sich allerdings im Laufe des Films derart in den Schlankheitswahn hineinsteigert, dass sie nicht mehr mitbekommt, wie elend sie mittlerweile aussieht. Die schauspielerische Leistung Ellen Burstyns ist hier wirklich hervorzuheben. Für die übrigen Personen konnte ich weniger Mitleid aufbringen, da deren Sucht selbst verursacht und in keiner Minute reflektiert wurde.

So arbeitet sich der Film immer weiter zu seinem dramatischen, verstörenden Klimax vor, der durch Bilder und Musik den Zuschauer quält. Wer hier ein Happy End erwartet, der hat den Film nicht verstanden und wer die letzten Minuten des Films gesehen hat, wird mir vielleicht bei meinem eingangs gefassten Entschluss zustimmen.


9 von 10 Punkten

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06.12.2004 06:37 LX ist offline E-Mail an LX senden Homepage von LX Beiträge von LX suchen
Stereotyp Stereotyp ist männlich
LX' Ex-Mitbewohner


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Dabei seit: 03.01.2005
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Herkunft: Made in Mamas Bauch

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Ein Film wie kalter Entzug ... ein Junkie ohne Stoff kann sich nicht mieser fühlen, als der Zuschauer während und nach diesem Film! Nur ganz selten hat ein Film diese starke emotionale Reaktion bei mir ausgelöst, und noch nie eine dermaßen negative ... auf dem finalen Trip der Protagonisten musste ich mich zwingen weiter auf den Schirm zu schauen und nicht der inneren Stimme klein beizugeben, die immerzu rief: "Tu' dir das nicht an!" Ich hoffe das flaue Gefühl im Magen geht wieder weg ...

LX hat ganz recht wenn er sagt, dass es masochistisch wäre, den Film noch einmal zu schauen, falsch liegt er allerdings wenn er meint, dass die Protagonisten kein Mitleid verdient hätten. Nicht die Reue oder Vorgeschichte der Betroffenen sollte entscheidend sein, sondern ihre jetzige Lage ... und die war zutiefst bemitleidenswert!





Achtung Spoiler



Als Optimist vermisse ich den Frühling ... unglücklich

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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Stereotyp: 31.01.2005 21:39.

31.01.2005 21:37 Stereotyp ist offline E-Mail an Stereotyp senden Beiträge von Stereotyp suchen
Antiheld Antiheld ist männlich
Spagetti-Monster (Moderator)


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Beiträge: 755
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Ich habe nun, auf diese Rezension hin, es mir angetan den Film zu schauen. Angetan sag ich bewusst, den dies ist ein Film in dem keine Sympathieträger gibt. Nachdem ich den Film gesehen habe suchte ich nach Schwächen im Plot, wie den Gründen die zu dem beklemmenden Ende geführt hatten, nur um nicht mit dem Gedanken leben zu müssen das man wirklich so sehr verfallen kann. Doch inzwischen hat mich die Realität eingeholt, ich kenne ja selbst eine Person die durch Drogenmissbrauch zu einem geistigen Krüppel geworden ist. Aber das soll nicht Thema werden. Zusammenfassend denke ich das man kann diesen Film schlecht beschreiben kann, wenngleich seine Bilder sehr intensiv sind und seine Charaktere sich nicht wirklich ändern sondern einfach nur ihrem Elend entgegen steuern. Der Film währe eigentlich die Ideale Abschreckung um auf Schulen gezeigt zu werden, wenn er nicht so explizit in der Darstellung währe - doch gerade das macht ihn zu dem was er ist: Ein Film der seinen Zuschauer überwältigt.
Ich fand ihn sehr gut, möchte ihn aber nicht in irgendein Bewertungsschema pressen.

Cu
Anti

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Of course, like every other man of intelligence and education I do believe in organic evolution. It surprises me that at this late date such questions should be raised.
-Woodrow Wilson, 1922 >>

13.02.2005 03:22 Antiheld ist offline E-Mail an Antiheld senden Beiträge von Antiheld suchen
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