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Geschrieben von LX am 02.09.2006 um 15:50:

Achtung Thank you for smoking

Es war eine recht spontane Entscheidung, gestern ins Kino zu gehen... aber eine, die ich nicht bereut habe. Auf dem Programm stand Jason Reitmans Thank you for smoking.

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Entgegen seines Titels ist es kein Film, der den Zuschauer von etwas überzeugen möchte. Es ist eine Situationsbeschreibung, zynisch, schonungslos offen, zuweilen übertrieben, aber dennoch nicht unrealistisch.

Protagonist ist der Lobbyist Nick Naylor (Aaron Eckhart), Pressesprecher eines Instituts zur Erforschung der gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums, welches hauptsächlich von der Tabakindustrie gefördert wird und an dessen Objektivität man insofern nicht zweifeln muss. Seine Aufgabe besteht darin, in der Öffentlichkeit Angriffe auf die Tabakindustrie und ihre Produkte zu parieren um so den Schaden für seine Arbeitgeber gering zu halten oder gar Neukunden zu gewinnen. "Unsere Produkte sind 'cool', verfügbar und sie machen süchtig, ein Selbstläufer sozusagen", so das trockene Resümee von Naylors Arbeitgeber B.R. (J.K. Simmons).

Moralische Bedenken hat Naylor dabei keine, das Zauberwort heißt "moralische Flexibilität". Genau genommen besteht sein Job nicht mal darin zu lügen, er braucht lediglich an die freie Entfaltung der Persönlichkeit und den Verstand mündiger Bürger apellieren und die Gesundheitslobby ihrerseits als bevormundend und einschränkend präsentieren. Ähnlich geht es den Lobbyisten der Alkohol- (Maria Bello) und Waffenindustrie (David Koechner), mit denen sich Naylor gelegentlich zu einem gemütlichen Plausch trifft.

Naylor gegenüber steht Senator Finistirre (William H. Macy), der auf allen Zigarettenpackungen ein Totenkopfsymbol unterbringen möchte, um die Bevölkerung auch bildlich auf die todbringende Wirkung des Tabaks hinzuweisen. Natürlich fürchten die Tabakkonzerne bei der Verknüpfung von Zigaretten mit dem Gift-Symbol Umsatzeinbußen. Ebenfalls mit von der Partie ist die Reporterin Heather Holloway (Katie Holmes), die einen Artikel über Naylor schreiben möchte und sich dafür vom "Teufel" verführen lässt.

Viel mehr möchte ich auf Darsteller und Handlung auch nicht eingehen. Der Film lebt von seinen spitzen Dialogen und zuweilen makabren Kommentaren, die ich hier weder wiedergeben kann, noch will. Die Hauptdarsteller überzeugen in ihren Rollen, allen voran Eckhart, der durch seine Mimik das irgendwie doch sympathische Arschloch sehr gut präsentieren kann. Durch die gewahrte Objektivität kann man den Film sicherlich auch in einer gemischten Runde aus Rauchern und Nichtrauchern sehen, in der beide Seiten ihren Spaß haben werden, denn genau genommen ist der Kernpunkt des Films nicht speziell die Tabakindustrie, sondern Lobbyismus im Allgemeinen. Zwar möchte der Film nicht überzeugen, aber vielleicht schafft er es, den Zuschauer zu animieren, mal zu hinterfragen, was ihm da alltäglich vorgesetzt wird und wer davon profitiert.


Fazit: Sehr kurzweiliger, schwarzhumoriger Film, der gekonnt die skrupellose Manipulation von Medien und Politik in der westlichen Welt karikiert. Wem Wag the Dog zusagte, der wird auch an diesem Film seinen Gefallen finden.

10 von 10 Punkten



Geschrieben von hotspot am 02.09.2006 um 22:59:

 

Läuft der nur in den Hinterhof Kinos?

In den "großen" bei mir wird der Film leider nicht aufgeführt.

Hotspot



Geschrieben von HeaD am 03.09.2006 um 01:13:

 

Jo, der kommt nur in wenigen Kinos, habe ich auch schon bemerkt.. bin bloß durch diverse Internetseiten auf den Film gestoßen und war am überlegen ob ich ihn mal anschaue....



Geschrieben von Styx am 03.09.2006 um 02:56:

 

Also was ich gesehen habe, wird er in den Kinos der Cinestar-Kette auf jeden Fall gespielt. Bei Cinemaxx scheinbar nicht. Wäre natürlich doof, wenn man nur im Einzugsgebiet eines Cinemaxx- oder UCI-Kinos wohnt, wo der evtl. nicht gespielt wird.

Die Angaben sind ohne Gewähr, es können auch regionale Unterschiede sein.


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