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Geschrieben von LX am 08.01.2005 um 02:19:

Achtung The Boondock Saints (Deutsch: Der blutige Pfad Gottes)

Nachdem der Film im Filmquiz mal genannt wurde und die Wertungen in der OFDb doch sehr positiv ausgefallen sind, habe ich mir heute mal Der blutige Pfad Gottes angeschaut.

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Auf den Punkt gebracht schuf Regiedebütant Troy Duffy damit eine Ode an die Selbstjustiz.

Die Geschwister Connor (Sean Patrick Flanery) und Murphy MacManus (Norman Reedus), beide sehr gläubig, haben den "Auge um Auge"-Teil der Bibel ein bisschen zu wörtlich genommen und den Teil über die andere Wange wohl dezent überlesen. Nachdem die Russenmafia ihre Stammkneipe schließen will, zetteln sie eine Rauferei mit den vorbeigeschickten Schlägern an und setzen diesen ziemlich übel zu. Da die Russen das natürlich nicht auf sich sitzen lassen wollen, besuchen sie sie wenig später zuhause, um sich an ihnen zu rächen. Das Ergebnis der Situation sind 2 tote Russen und die Erkenntnis der Brüder, dass es so richtig geil war, die bösen Mafiosi mal abzuziehen.

Auf der richtig echten Seite des Gesetzes tritt nun FBI-Ermittler Paul Smecker (Willem Dafoe) auf den Plan, der an dieser Rolle einen Heidenspaß gehabt haben dürfte. Als exzentrischer Kotzbrocken darf er hier detailgetreu aus dem Minimum an Indizien den genauen und komischerweise immer korrekten Tathergang rekonstruieren und seine unfähigen Kollegen der Bostoner Polizei durch den Kakao ziehen. So wird sein Lieblingsdetective Greenly (Bob Marley... nein, nicht der Bob Marley) zum Kaffee- und Bagle-Lieferanten deklassiert und auch den übrigen Detectives eine Lehrstunde bei der Verbrechensermittlung erteilt.

Die beiden Brüder hingegen stellen fest, dass ihre eigene Interpretation von Recht und Ordnung (die ganzen bösen Buben kommen ja doch immer wieder aus dem Knast, also sollte man sie besser alle abknallen), argumentativ niet- und nagelfest ist. Und da man ja keine halben Sachen macht, nimmt man sich nichts anderes vor, als die Stadt von allen bösen Gangstern, Mafiosi, Vergewaltigern, Kinderschändern und Taschendieben zu entledigen... natürlich mit viel bumm-bumm, Blut und SlowMotion-Schusssequenzen unterlegt mit gregorianischem Gesang oder wahlweise irischer Folklore. Der "Witzbold" (David Della Rocco), ein kleiner Fisch bei der italienischen Mafia, gesellt sich alsbald zu ihnen, leistet ihnen moralischen Beistand und teilt ihnen mit, wo denn die bösesten Buben zu finden sind.

Genau genommen hätte ich mir die letzten 3 Absätze schenken können, da mit der "Ode an die Selbstjustiz" der Plot bereits ausführlich beschrieben ist. So wird von nun an versucht, in den möglichst unmöglichsten Situationen stilvoll und immer mit einem Bibelzitat auf den Lippen viel Blut auf die umliegenden Wände zu verteilen. Und als ob dies nicht gewaltverherrlichend genug ist, so hegt auch Smecker bald Sympathien für die von der Presse bereits als "Heilige" bezeichneten Killer-Brüder, da diese ja im Grunde genommen mit der Hinrichtung aller Nepper, Schlepper und Bauernfänger der Welt einen großen Gefallen tun und natürlich nur in Gottes Namen handeln.

Hier handelt es sich mit Sicherheit um einen Film, bei dem die Geschmäcker auseinandergehen. Vor allem das jüngere, actionbegeisterte Publikum mit der kurzen Aufmerksamkeitsspanne wird daran sicher seinen Spaß haben. Wer allerdings etwas mehr Tiefgang oder einen differenzierteren Blick auf das Thema Selbstjustiz erwartet, wird nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen können. In diesem Film scheinen Menschenleben mal wieder wertlos und das eigene Rechtsempfinden wird höher gestellt als das Gesetz. Prost Mahlzeit. Größtenteils lässt sich dieser Film einordnen in die Kategorie der Filme, deren Zielgruppe einfach auszumachen ist und die insgesamt nur einen coolen Eindruck machen wollen (Sonnenbrillen, Trenchcoats, viele Handfeuerwaffen und SlowMo... Matrix anyone?), sonst aber nicht viel bieten können. Wie ich finde ein Film, der sehr überbewertet ist.

Gnadenpunkte gibt es für die herrliche Darbietung von Dafoe, der hier gute Miene zum bösen Spiel macht, und dafür, dass der magere Plot doch recht solide in Szene gesetzt wurde.

4 von 10 Punkten



Geschrieben von Black Star am 08.01.2005 um 12:35:

 

Zitat:

Hier handelt es sich mit Sicherheit um einen Film, bei dem die Geschmäcker auseinandergehen. Vor allem das jüngere, actionbegeisterte Publikum mit der kurzen Aufmerksamkeitsspanne wird daran sicher seinen Spaß haben. Wer allerdings etwas mehr Tiefgang oder einen differenzierteren Blick auf das Thema Selbstjustiz erwartet, wird nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen können. In diesem Film scheinen Menschenleben mal wieder wertlos und das eigene Rechtsempfinden wird höher gestellt als das Gesetz. Prost Mahlzeit. Größtenteils lässt sich dieser Film einordnen in die Kategorie der Filme, deren Zielgruppe einfach auszumachen ist und die insgesamt nur einen coolen Eindruck machen wollen (Sonnenbrillen, Trenchcoats, viele Handfeuerwaffen und SlowMo... Matrix anyone?), sonst aber nicht viel bieten können. Wie ich finde ein Film, der sehr überbewertet ist.


Wer so denkt, hat den Film nicht begriffen - vor allem nicht den Abspann.
Es ist in der Tat eine wertfreie Darstellung von Selbstjustiz, aber niemand, der noch ganz richtig im Kopf ist, wird zu dem Schluss kommen, dass das ok ist, was die Brueder da abziehen.

Und die Inszenierung ist absolut goettlich (meiner Meinung nach großes Grinsen ).

Natuerlich fliesst viel Blut, aber das ist bei Pulp Fiction oder anderen guten Filmen aehnlich. Es ist halt Teil der Darstellung.

7 von 10 Punkten ist meine Wertung großes Grinsen



Geschrieben von LX am 08.01.2005 um 15:21:

 

Zitat:
Original von Black Star
Wer so denkt, hat den Film nicht begriffen - vor allem nicht den Abspann.
Genau genommen unterstreicht der Abspann meine Wertung, dass sich bei diesem Film die Geister scheiden werden Augenzwinkern

Zitat:
Es ist in der Tat eine wertfreie Darstellung von Selbstjustiz, aber niemand, der noch ganz richtig im Kopf ist, wird zu dem Schluss kommen, dass das ok ist, was die Brueder da abziehen.
Abgesehen von den Leuten im Abspann sind dann wohl alle Protagonisten im Film "nicht ganz richtig im Kopf". Wirklich wertfrei scheint mir diese Darstellung auch nicht, denn die andere Seite der Medaille wird überhaupt nicht betrachtet. Die Brüder hegen nie Zweifel an ihrem Tun und selbst Smecker und der Mann im Beichtstuhl finden's super... Augen rollen

Zitat:
Natuerlich fliesst viel Blut, aber das ist bei Pulp Fiction oder anderen guten Filmen aehnlich. Es ist halt Teil der Darstellung.
Ich störe mich nicht daran, dass Blut fließt, solange der Plot stimmt und das Drumherum nicht ausschließlich aus einer Abfolge von Hinrichtungen besteht. In Pulp Fiction beispielsweise wurden Jules und Vincent nicht zu irgendwelchen Gutmenschen hochstilisiert sondern als das dargestellt, was sie sind: Gangster. Und sie haben auch keinen Kreuzzug gegen das Böse angezettelt sondern nur das gemacht, wofür sie bezahlt wurden. Der Vergleich hinkt also gewaltig (und ist nebenbei eine Beleidigung für Pulp Fiction *g).



Geschrieben von hotspot am 08.01.2005 um 17:27:

 

Zitat:
Original von Black Star
7 von 10 Punkten ist meine Wertung großes Grinsen


Bin ganz deiner meinung.
Dieser Streifen gehört zu meinen Lieblingsfilmen.


Hotspot



Geschrieben von Stereotyp am 10.01.2005 um 09:37:

 

Ich hab mir den Streifen auch letztens angesehen, und muss, was die Darstellung der Selbstjustiz angeht LX zustimmen. Wenn man 2 Stunden lang gezeigt bekommt, wie cool es ist, das Recht in seine eigene Hand zu nehmen, wird kaum etwas mehr diesen Eindruck verändern, schon gar nicht weil im Abspann ein paar (Betonung liegt auf PAAR) kritische Stimmen zu diesem Thema gezeigt werden.
Ansonsten ist der Film die erste Stunde ganz amüsant, wird dann aber doch schnell langweilig ... letztlich spult sich immer wieder dieselbe Handlungsschlaufe ab und bis zum Schluss hofft man auf ein "moralisch" befriedigendes Ende, das dem Zuschauer dann leider halbgar und wenig überzeugend serviert wird.

4 von 10 ist schon okay Augenzwinkern



Geschrieben von C-Shell am 11.01.2005 um 03:17:

 

Zitat:
Wer so denkt, hat den Film nicht begriffen - vor allem nicht den Abspann.
schließe mich dem an!

ps: Willem Dafoe - hat er jemals eine rolle besser gespielt? ich finde den film 'göttlich' Augenzwinkern



Geschrieben von Stereotyp am 11.01.2005 um 09:34:

 

Zitat:
Original von C-Shell
Zitat:
Wer so denkt, hat den Film nicht begriffen - vor allem nicht den Abspann.
schließe mich dem an!


Zitat:
Original von Black Star
Zitat:
7 von 10 Punkten ist meine Wertung großes Grinsen



Bin ganz deiner meinung.
Dieser Streifen gehört zu meinen Lieblingsfilmen.


Hotspot


sehr überzeugende Meinungsdarlegung großes Grinsen



Geschrieben von dermitohne am 11.01.2005 um 14:24:

 

Zitat:
Original von Stereotyp

sehr überzeugende Meinungsdarlegung großes Grinsen


Ich denke genau so wie Hotspot, ich kann es nicht begründen, ich find den Film einfach smart und er gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Es ist einfach so großes Grinsen



Geschrieben von ckcstriker am 29.01.2005 um 23:09:

 

Was heißt eigentlich "E nomine patris et filii et spiritus sancti" ?



Geschrieben von Exekutor am 29.01.2005 um 23:30:

 

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!

Ciao Exe



Geschrieben von HeaD am 08.02.2005 um 10:20:

 

Also der Film gehört auch zu meinen Lieblingsfilmen und ich sehe das mit der Selbstjustiz auch nicht so eng und würde dem Film deswegen keine schlechte Wertung geben.. allerdings ist es ja schon so, das es sicherlich wieder Leute gibt, die meinen das wäre in echt auch mal ganz cool .. da ich aber nicht so einer bin und mich nicht um Gott und die Welt sorgen kann würd ich dem Film auch ehr 6-8 Punkte geben großes Grinsen ( abgesehen davon guck ich eh fast alle Arten Filme und hab da so meinen eigenen Geschmack großes Grinsen )



Geschrieben von ckcstriker am 08.02.2005 um 15:01:

 

Eben, es gibt doch immer welche, die den Übergang von Realität zu Film nicht ganz mitkriegen und dann bei nächster Gelegenheit wild um sich schießen.

Aber von solchen Typen lass ich mir doch nicht den Spaß verderben! großes Grinsen Zunge raus

Der Film ist auch einer meiner Lieblingsfilme und mal ganz ehrlich, ist doch ganz cool im Trenchcoat durch die Gegend zu laufen, abends inne Kneipe, zulaufen lassen, und dann ab und zu mal Böse Buben abknallen, die es ja sowieso nicht besser verdient haben ..........huuups, da ist es schon passiert Zunge raus Augenzwinkern (bitte nicht ernst nehmen )

8 Punkte von mir!


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